Würzburg, 14.02.2022. Caritas warnt vor Kollaps in den Tageseinrichtungen für Kinder und fordert Vereinfachungen der Corona-Regeln und -Bürokratie.
Das Referat Kinderhilfe und Katholische Tageseinrichtungen im Caritasverband für die Diözese Würzburg e. V. weist auf die derzeit untragbare Gesamtsituation für Kindertageseinrichtungen in Unterfranken hin. „Mit hohem Einsatz und viel zusätzlichem Engagement haben Träger, Leitungen und Kita-Teams bislang alle Belastungen infolge der Corona-Situation gut bewerkstelligt“, so Referent Michael Deckert. Im Sinne der Kinder und ihrer Eltern habe das Personal in den Einrichtungen bis an den Rand des Möglichen gearbeitet und alles dafür getan, die Kindertageseinrichtungen offenzuhalten.
Der 8. Februar 2022 stelle nun neuerlich eine Zäsur dar, so Deckert. „Wieder wurde von einem Tag auf den anderen eine Neuregelung getroffen und das sogenannte intensivierte Testregime mit einer nochmals differenzierteren Vorgehensweise zum Testen von Kindern eingeführt.“ Damit, so der Fachmann der Caritas, sei nun endgültig die Grenze überschritten.
Die Nöte des Personals würden schon lange nicht mehr ernstgenommen, so Deckert. „Nun sind die Erzieherinnen und Erzieher einmal mehr mit Formularen beschäftigt, um den Vorgaben des Sozialministeriums zu genügen.“ Innerhalb weniger Tage seien gleich drei Newsletter aus München gekommen, die zu immer neuem Handlungsbedarf führten.
Gibt es in einer Einrichtung einen Coronafall, sollen alle Kinder und nach Möglichkeit auch das Personal täglich getestet werden. „PCR-Pool-Tests werden ergänzt durch heimische Selbsttest und für alles braucht es gesonderte Formulare“, ärgert sich Deckert. Die Anrufe verunsicherter Träger und Leitungen häuften sich. „Gibt es einen neuen Fall, beginnt die Zählung aufs Neue.“ Richtig kompliziert werde es, wenn 20 Prozent der Kinder positiv getestet werden, dann könne der Träger die Gruppe schließen. Anschließend würden aber für geimpfte Kinder andere Regeln gelten als für nichtgeimpfte. „In den Einrichtungen ist oftmals gar nicht bekannt, welches Kind geimpft ist und sich nach fünf Tagen freitesten kann.“
„Die ausufernde Bürokratie raubt den Einrichtungsleitungen viel Zeit, die für die Arbeit mit den Kindern fehlt“, so Deckert. Allein die Lektüre von Newslettern und neuen Verordnungen sei eine erhebliche zeitliche Belastung – von der mangelnden inhaltlichen Nachvollziehbarkeit ganz zu schweigen.
Deckert fordert im Interesse der etwa 500 katholischen Kindertageseinrichtungen in Unterfranken eine Vereinfachung der Regeln und einen umfassenden Abbau der Bürokratie. „Anderenfalls sehe ich einen Kollaps in den Einrichtungen auf uns zukommen, und damit wäre nun wirklich niemandem gedient.“
Sebastian Schoknecht