Harald Funsch ist seit einem Jahr Geschäftsführer des Caritasverbandes für den Landkreis Kitzingen e. V. !
Fundgrube: Herr Funsch, seit dem 1.6.2022 leiten Sie als Geschäftsführer den Caritasverband für den Landkreis Kitzingen. Was gehört zu diesem Verband?
Harald Funsch: Das sind zum einen unsere Beratungsstellen und Fachdienste, zum anderen eigene Einrichtungen wie Kindergärten, Tagespflege und Sozialstation. Alles erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Dachverband DICV Diözesan-Caritasverband Würzburg.
Fundgrube: Wie sind Sie zu dieser Position gekommen?
Harald Funsch: Ich komme ursprünglich aus dem betriebswirtschaftlichen Bereich, habe eine Bankausbildung sowie ein BWL-Studium absolviert und verschiedene Berufserfahrungen gesammelt. Unter anderem war ich über zehn Jahre Geschäftsführer des Montessori-Trägervereins in Würzburg. Neben meinem leidenschaftlichen Engagement als Fußballtrainer (aktuell bei der ersten Mannschaft beim Würzburger FV) bin ich ehrenamtlich schon seit über zehn Jahren Vorsitzender des Trägervereins eines Kindergartens in meinem Heimatort Oberdürrbach, ehrenamtlicher Schöffe im Jugendgericht und sehr engagiert in der Flüchtlingsarbeit. Durch diese sozialen Tätigkeiten sind Verbindungen entstanden – und so bin ich nun hauptberuflich bei der Caritas gelandet.
Fundgrube: Und fühlen Sie sich wohl in der Position?
Harald Funsch: Ja und ich habe diesen Schritt nicht bereut. Man hat hier die Möglichkeit, mit Menschen für Menschen etwas zu machen und die Ideen, die im Team entstehen, zu verwirklichen. Nicht nur zu verwalten, sondern aktiv zu gestalten. Es ist eine absolut herausfordernde Aufgabe angesichts der Erfordernisse, die das tägliche Leben der Menschen miteinander bringt.
Fundgrube: Was ist dabei die größte Herausforderung?
Harald Funsch: Stellen Sie sich ein Dreieck vor: An einer Ecke stehen die zu pflegenden bzw. zu betreuenden Menschen, an der zweiten Ecke die dazugehörigen Familien und an der dritten Ecke die Mitarbeitenden unserer Einrichtungen. Alle drei Beteiligten sollen bestmöglich berücksichtigt werden – und dabei muss man zusätzlich immer die Wirtschaftlichkeit im Auge haben.
Fundgrube: Wie sehen Sie die Caritas Kitzingen als Arbeitgeber?
Harald Funsch: Ich erlebe, dass die Art und Weise der Führung ein nicht zu unterschätzender Faktor ist. Zwischen Tarifvertrag und Arbeitsmarkt gibt es jede Menge Raum für eine wertschätzende Zusammenarbeit. Was wir gemeinsam tun und wie wir es gestalten, sorgt für eine gute Ausstrahlung, wodurch die Caritas als guter Arbeitgeber wahrgenommen wird.
Fundgrube: Und dieses positive Empfinden erleben auch die Menschen, die die Angebote der Caritas in Anspruch nehmen?
Harald Funsch: Das ist unsere wichtigste Aufgabe. Für uns geht es darum, in Kitzingen offene Augen und offene Ohren für die Anliegen und Nöte der Menschen zu haben sowie die Flexibilität, schnell und einfach Hilfe anzubieten. Unsere Türen stehen offen, wir sind da und wollen, dass die Menschen gerne zu uns kommen, gerade mit sozialen Problemen, Suchtproblemen oder beim Thema Migration. Nicht als Bittsteller, sondern um auf Augenhöhe gemeinsam Lösungen zu finden.
Fundgrube: Welche Rolle spielen kirchliche Belange für die Tätigkeit der Caritas?
Harald Funsch: Unser grundsätzliches Tun kommt aus der Kirche: für die Menschen da zu sein. Aber obwohl wir eine kirchliche Einrichtung sind und neben kommunalen Zuwendungen zum größten Teil durch die Kirchensteuer finanziert werden, übernehmen wir Aufgaben von Kirche UND Staat. Nehmen Sie zum Beispiel die Sozialberatung: Hier findet ein Dienst am Menschen statt, der aber letztlich auch dem Staat zugutekommt, wenn ein Mensch wieder auf eigenen Beinen steht.
Fundgrube: In welchen Bereichen wollen Sie das Angebot der Caritas erweitern?
Harald Funsch: Wir arbeiten gerade daran, eine Tagespflege in Kitzingen zu eröffnen. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Kinderbetreuung. Wir haben im Raum Kitzingen einige Träger, die Unterstützung brauchen, zum Beispiel wenn sich die ehrenamtliche Trägerschaft schwierig gestaltet. Ich sehe es als Aufgabe eines Wohlfahrtsverbandes wie der Caritas, hier Unterstützung zu bieten – ohne das Ehrenamt zu verdrängen. Wir müssen nicht alles neu oder anders machen, sondern neue Wege finden für eine gemeinsame Gestaltung.
Fundgrube: Was hat sich seit Ihrem Einstieg getan?
Harald Funsch: Wir konnten das Platzzahlangebot der Tagespflege in Schwarzach deutlich erweitern. Der Kindergarten in Schwarzach, den wir übernommen haben, hat veränderte Räume und ein qualitativ erweitertes Angebot. In der Sozialstation St. Hedwig konnten wir den Mitarbeiterpool erweitern und können so mehr Menschen, die betreut werden müssen, unseren Dienst anbieten. In der Vorplanung für die Tagespflege im Raum Kitzingen und Volkach sind wir vorangekommen und für einige Kindertageseinrichtungen, die Probleme in der Betriebsträgerschaft haben, konnte eine Übernahme vorbereitet werden.
Fundgrube: Was ist Ihr Wunsch für die Zukunft?
Harald Funsch: Als Nicht-Kitzinger bin ich begeistert von dem riesigen Engagement der Wohlfahrtsverbände, Arbeitsgruppen und Vereine hier in Kitzingen. Mein Wunsch wäre es, diese ganzen positiven Bewegungen gemeinsam besser zu bündeln, zusammenzufassen und letztlich effektiver zu machen. Die Not ist da und wird bleiben. Deshalb sollten wir die Hilfe struktureller angehen, um gemeinsam das Angebot zu verbessern und die Palette des Helfens zu vergrößern.
Hier finden Sie den Zeitungsartikel der Fundgrube:Interview mit Herrn Harald Funsch