Bad Bocklet, 12.05.2022. Am Internationalen Tag der Pflegenden hat die unterfränkische Caritas ihren 4. Pflegekongress abgehalten.
Auf Einladung des Diözesan-Caritasverbands sind über 80 Frauen und Männer aus unterfränkischen Einrichtungen zum vierten Pflegekongress in Bad Bocklet zusammengekommen. Anlässlich des Internationalen Tags der Pflegenden, der jährlich am 12. Mai begangen wird, wurde in Vorträgen und Workshops besonders das Wohlergehen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Blick genommen. Der Kongress im caritaseigenen Kurhaus Hotel Bad Bocklet stand in diesem Jahr unter dem Motto “Stärke Deine Pflege-Kraft”.
“Sie haben es sich verdient, zu sich zu kommen und sich selbst etwas Gutes zu tun”, erklärte Silke Birklein, Referentin für Gesundheit, Alter und Inklusion, in ihrer Begrüßung die Idee des Tages. Den Planern habe es bei dieser Auflage des Kongresses, die zudem pandemiebedingt mehrfach verschoben werden musste, in besonderer Weise am Herzen gelegen, das persönliche Befinden der Pflegekräfte zu stärken.
“Uns geht es um die Botschaft”
Auch der Vorsitzende des Diözesan-Caritasverbands, Domkapitular Clemens Bieber, betonte in seinem Grußwort die Bedeutung dieses Tages. “Sie haben das Recht, auch darauf zu schauen, dass Ihre Kraft stabil bleibt”, sagte er zu den Teilnehmern. Die Stärkung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und der Fokus auf ihre Persönlichkeit sei nicht zuletzt im Sinne der Caritas selbst. “Uns geht es nicht um einen möglichst reibungslosen Ablauf in den Einrichtungen, sondern in erster Linie um unsere Botschaft”, so Bieber. Wenn die Caritas ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstütze, dann auch deshalb, “damit Sie gute Zeugen für den Gott sind, der das Leben aller Menschen will”.
In seinem Impulsvortrag entwickelte der Plegewissenschaftler und Fachkrankenpfleger Heiner Friesacher einen Ansatz für ein wertbasiertes Pflegeverständnis. Dabei ging er von der Frage nach der Pflege selbst und dem Sinn der Tätigkeit aus. “Sie kennen das: Wir haben alle viel Erfahrung im Beruf und können vieles sehr gut, aber wenn wir fragen, warum etwas gemacht wird, wie es gemacht, kommt oft keine richtige Antwort.” Um unter den gegebenen Bedingungen gut und zufriedenstellend zu Pflegen, sei die Sinnfrage jedoch unerlässlich.
Zur Definition des Begriffs Pflege erläuterte Friesacher, dass bereits Florence Nightingale, die Begründerin der modernen Pflege, auf deren Geburtstag der Internationale Tag der Pflegenden fällt, in der Mitte des 19. Jahrhunderts festgestellt habe, dass Pflege sich nicht in Versorgung und Behandlung erschöpfe. Pflege sei vielmehr, so Friesacher, eine zutiefst menschliche Praxis und damit eine “anthropologische Konstante”.
Menschengerechtes Handeln braucht Organisation
Dass das Hilfehandeln der Pflegenden weit über eine reine Dienstleistung hinausgehe, zeige zum Beispiel die Tatsache, dass es in der Pflege immer um existenzielle Dinge gehe. “Pflege ist eine Arbeit, die Würde schafft”, so der Wissenschaftler. Ein wertbasiertes Verständnis von Pflege müsse die immer zentral im Blick haben. Dies gelte nicht zuletzt für die Ebene der Trägerunternehmen, so Friesacher. Konfessionellen Trägern wie die Caritas attestierte er dabei einen “enormen Vorsprung”. Zugleich gelte auch für sie, dass es nicht nur “Ethik in der Organisation” bedürfe, also der Festlegung von Wertstandards. Es brauche auch eine “Organisation der Ethik”, um die gewünschten Werte der pflegerischen Arbeit tatsächlich in den Alltag zu integrieren und ihnen damit zum Recht zu verhelfen, erklärte Friesacher im Resümee seines Vortrags.
Praktische Ansatzpunkte für die Selbstpflege konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Pflegekongresses über den Tag in zwei Workshoprunden erlernen. Unter den Referentinnen und Referenten waren dabei auch mehrere Kursleiter, die im Programm plento mitwirken. Die ganzheitlichen Gesundheitsseminare des Diözesan-Caritasverbands im Kurhaus Hotel Bad Bocklet haben vorrangig die Frauen und Männer aus sozialen Berufen im Blick.
Mit einer kurzen Einlage machte das Referenten-Duo Jana Glück und Mäx Victor den Auftakt für die Workshops. “Sie merken, dass wir sehr unterhaltsam sind und das ist auch gewollt. Wir wollen Ihnen schließlich Kraft bringen!”, rief Glück dem gebannt folgenden Publikum zu. Bei ihrer Einlage gehe es ebenso wie in ihrem plento-Seminar “Schöne Tage – auf die Haltung kommt es an!” darum, Freiräume zu schaffen und Menschen für ihren Beruf zu stärken.
Kraft tanken bei Meditation, Gesang oder Yoga
Verteilt auf die weitläufige Parkanlage und die unterschiedlichen Räumlichkeiten des Kurhaus Hotels hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kongresses anschließend die Möglichkeit, ein breites Spektrum von Ansätzen für die Eigenfürsorge kennenzulernen und zu erproben. Vom spirituellen Tanz bis hin zur christlichen Meditation standen Angebote bereit. Bei den unterschiedlichsten Angeboten zwischen Stille, Bewegung, Konzentration, Austausch und Wellness ging es stets um denselben Kern: Gute Arbeit gelingt nur mit einer guten Haltung, sowohl zu sich selbst, auch zum eigenen Beruf.
In seinem abschließenden geistlichen Impuls ging Rainer Ziegler, Kur- und Rehaseelsorger in Bad Bocklet, auf die biblische Fundierung der Fürsorge ein. “Was willst Du, dass ich Dir tue?”, habe Jesus den Kranken gefragt. Diese Frage müssten Pflegekräfte auch sich selber stellen, so Ziegler. So würden sich nicht nur sich selbst, sondern auch den ihnen anvertrauten Menschen Gutes tun. “Sie mit Ihrer Nähe bringen Heil und Heilung.”
Zufrieden schlossen den 4. Pflegekongress der unterfränkischen Caritas nicht nur die zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer ab. Auch die Organisatoren aus dem Würzburger Caritashaus zeigten sich dankbar und bestätigt in ihrem Ansatz, sich mit dieser Großveranstaltung regelmäßig mit der Berufsgruppe der Pflegenden zu befassen. “Wir hatten sehr viel Spaß mit Ihnen – wir hoffen, Sie auch mit uns”, schloss Silke Birklein in ihrem abschließenden Wort im Namen des gesamten Organisationsteams.
Kilian Martin | Caritas